Studia Osteoarchaeologica 8
Von Menschen und ihren Urnen
Bevölkerungen der vorrömischen Eisenzeit im südlichen Elbmündungsgebiet
Göttingen 2024. 211 Seiten
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Es werden die Ergebnisse der anthropologischen Untersuchung der menschlichen Leichenbrände von drei Gräberfeldern der jüngeren vorrömischen Eisenzeit aus dem südlichen Elbmündungsgebiet vorgestellt. Berensch-Waterpohl und -Voßberg können aufgrund demographischer Ähnlichkeiten als ein einziger Komplex betrachtet werden. Das weitgehende Fehlen von Männern in Berensch spricht für einen Bestattungsplatz, der vornehmlich Frauen zur Verfügung stand. Aufgrund der Zusammensetzung von Alter und Geschlecht sind die Funde aus Wingst-Olymp als repräsentativer Ausschnitt einer Normalbevölkerung anzusehen. Mit der eingehenden Betrachtung des Gewichtes der Leichenbrände wird der Rahmen traditioneller anthropologischer Arbeiten verlassen. Gemäß osteoarchäologischem Ansatz werden die Befunde aus dem südlichen Elbmündungsgebiet im Rahmen zeitgleicher Bevölkerungen verglichen. Die Rekonstruktion einer lebenden Bevölkerung lässt die Menschen von Berensch und Wingst-Olymp vor den Augen eines Betrachters wieder auferstehen. – Völlig unüblich für eine Untersuchung von Leichenbränden wird eine Typenbildung anhand der metrischen Erfassung der äußeren Form des Brandknochenbehältnisses durchgeführt und ihr Verhältnis zu den Größen Alter, Geschlecht und Gewicht vorgestellt. Auch wenn der geringe Beobachtungsumfang einschränkend wirkt, wird exemplarisch der Weg für zukünftige osteoarchäologische Untersuchungen aufgezeigt.
Schlüsselwörter: Berensch-Waterpohl, Berensch-Voßberg, Wingst-Olymp, Osteoarchäologie, vorrömische Eisenzeit, Leichenbrand, Demographie, Geschlechterverhältnis, Sterblichkeit, Lebenserwartung, Lebendbevölkerung, Doppel-/Mehrfachbestattung, demographisches Zusammenspiel, Keramik, Form-Analyse, multivariate Typenbildung, Typologie.
On people and their urns
Populations of the pre-Roman Iron Age in the southern Elbe estuary
Summary
This publication presents the results of the anthropological investigation of human cremations from three cemeteries of the late pre-Roman Iron Age from the southern Elbe estuary. Berensch-Waterpohl and -Voßberg can be regarded as a single complex due to demographic similarities. The distinct absence of men at Berensch suggests that this burial site was primarily reserved for women. Due to the observed age and sex composition, the finds from Wingst-Olymp can be regarded as a representative sample of a normal population. The in-depth consideration of the weight of the cremated remains goes beyond the scope of traditional anthropological work. In accordance with the osteoarchaeological approach, the findings from the southern Elbe estuary are compared to other populations of the pre-Roman Iron Age. The reconstruction of a living population brings the people of Berensch and Wingst-Olymp back to life. – In a departure from conventional approaches to the study of cremations, this work offers a typology on the basis of the metrics of the external shape of the cremation urns which is then compared to age, sex and weight of the cremated human subjects. Although the scope of the analysis is restricted by the limits of the available data, the present work serves as an example for new approaches for future osteoarchaeological investigations.Keywords: Berensch-Waterpohl, Berensch-Voßberg, Wingst-Olymp, osteoarchaeology, Iron Age, human cremation, demography, sex ratio, mortality, life eypectancy, living population, double burial, multiple burial, demographic interaction, ceramic, shape and form analysis, multivariate typopolgy.